Kunstverein Tiergarten

Kunstverein Tiergarten

2014
Radar Kunstverein Tiergarten, Acryl auf Glas 222 x 660cm

Radom Kunstverein Tiergarten, Acryl / Wand 277 x 850cm

Als eine „ästhetische Dokumentation der Zeit“ fungiert dieser Beitrag zu „ausgezeichnet | gefördert“, der Tim Trantenroths langjähriges Interesse für die Überwachung des Menschen vergegenwärtigt. Bereits vor dem Betreten der Ausstellungsräume begegnet der Besucher der Arbeit „Radom“, die das Schaufenster neben dem Galerieeingang großflächig bedeckt. Sie zeigt das Fragment einer von unregelmäßigen Dreiecken gebildeten Kuppel, wie sie auch die ehemalige Abhörstation der Alliierten auf dem Teufelsberg trägt. Die durchsichtig belassenen Konturen geben den Blick auf die formal vergleichbare, gegenüberliegende Wandmalerei „Radar“ frei und verweisen inhaltlich sowohl auf das voyeuristische Moment einer Bespitzelung wie auf die Diskrepanz von Innen und Außen, welche gerade zur Zeit des Kalten Krieges eine besondere Bedeutung erhielt. Die Arbeit wird gerahmt durch Leinwände wie „Kontakt“, „Gesichtserkennung“ und „Geschützt“. In ihrer Summe repräsentieren sie die Möglichkeiten heutiger Beschattungsmechanismen, welche in einen starken Kontrast zu mittlerweile überkommenen Abhörmethoden treten. „Heute versteckt niemand mehr ein Mikrofon in einer Kuckucksuhr. Fand Überwachung früher gezielt und gewissermaßen geordnet statt, wie in einem Panoptikum mit dem sichtbaren Wachturm in der Mitte oder eben den weithin erkennbaren polygonalen Kuppeln auf dem Teufelsberg, verbreitet sie sich heute im Untergrund, gleich eines massenhaft verzweigten Wurzelsystems, das kaum mehr nachvollziehbar ist.“ Mit einem Konglomerat architektonischer und gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung provoziert Trantenroth schließlich die Umkehrung der Illusion. Denn besteht die Täuschung in der Simulation faktisch nicht vorhandener Sachverhalte, verschließt sich die moderne Überwachung trotz des Wissens um ihre Existenz jeder Nachvollziehbarkeit und bleibt somit im Unsichtbaren verborgen.

(Katharina Lorenz)